Ein performatives Archiv des Freien Theaters
02.06.–06.06 Online, Sprache: Deutsch
Das Archiv ist vom 3. - 6. Juni 2021 geöffnet. Graf-Adolf-Straße 49, 40210 Düsseldorf
Täglich 13 - 17 Uhr. Aufgrund der beschränkten Besucher*innenzahlen bitten wir um Anmeldung.
Seit der Gründung des Impulse Theater Festivals hat sich das Freie Theater stark verändert: ästhetisch, inhaltlich und strukturell. Welche Spuren hat dies in 31 Jahren Festivalgeschichte hinterlassen, welche Überreste sind geblieben? Wie lassen sich mit ihrer Hilfe Aussagen über die Vergangenheit treffen? Und wie könnte ein Archiv aussehen, das die Vergangenheit nicht bloß konserviert, sondern auch vergegenwärtigt?
Ausgewählte Künstler*innen haben im Rahmen von Residenzen ihren eigenen Zugang zu den Relikten vergangener Festivals entwickelt. Sie befragen Statistiken, Objekte, Fotos und audiovisuelle Medien, Programmhefte, Pressetexte und Zeitzeug*innen. Dabei suchen sie nach dominanten Erzählungen und Utopien oder fragen nach dem Unsichtbaren, Marginalisierten und Ausgegrenzten.
Zeitgleich sind fünf Künstler*innenkollektive aus NRW im Rahmen von Forschungsstipendien des Impulse Theater Festivals der Frage nachgegangen, wie die Archivierung ihrer eigenen künstlerischen Arbeit aussehen kann. Beim Durchstöbern ihrer Archivbestände haben sie unterschiedliche künstlerische Strategien zur (Selbst-)Archivierung an der Schnittstelle von Theater, Archiv und digitaler Kunst erprobt. Ihre Forschungszwischenstände stellen sie in der digitalen AKADEMIE vor.
Studierende unser Hochschulkooperationen haben sich ebenfalls mit Archivierungsprozessen und alternativen Sammlungsstrategien beschäftigt und eigene Perspektiven auf das Impulse Archiv eröffnet.
In täglichen Archiv-Gesprächen diskutieren Expert*innen aus den Forschungsbereichen Kultur -und Medienwissenschaft, Museologie, Historik, Oral History und Zukunftsforschung Prozesse des Archivierens zwischen Erinnerungskultur, utopischen Szenarien und dem Sichtbarmachen von Leerstellen. Zudem geben Zeitzeug*innen aus drei Jahrzehnten Festivalgeschichte Einblick in ihre persönlichen Erinnerungen.
Aufgrund des unkalkulierbaren Pandemiegeschehens haben wir uns entschieden, die künstlerischen Positionen und Forschungsansätze in einem digitalen Archiv für Besucher*innen zugänglich zu machen.
Programmleitung: Daniel Richter
Produktionsleitung: Susanne Berthold
Konzeption 2020: Kolja Burgschuld, Alice Ferl
Die AKADEMIE #1 –GESCHICHTE WIRD GEMACHT findet in Kooperation mit der Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V., dem NRW KULTURsekretariat und dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW statt.
Jürgen Bacia studierte politische Wissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin und promovierte dort beim Friedensforscher Theodor Ebert. 1985 war er Mitbegründer des Archivs für alternatives Schrifttum, dessen Leiter er seit 1986 ist. Seit 2003 arbeitet er auch für die Archive von unten. Seit 2008 ist er Leiter des Verbands deutscher Archivarinnen und Archivare und Mitbegründer des Arbeitskreises „Überlieferungen der Neuen Sozialen Bewegungen“. Von diesem stammt das 2016 veröffentlichte Positionspapier „Zur Zukunft der Archive von Protest-, Freiheits- und Emanzipationsbewegungen“.
Paolo Bianchi ist Kurator, Kulturpublizist und Kreativitätsforscher, Dozent an der Zürcher Hochschule der Künste und lebt in der Nähe von Zürich. Er lehrt, forscht und publiziert zur Geschichte und Kritik des Kreativitätsbegriffs, zu existenziellen Fragen im Kontext von Kunst und Lebenskunst, zur Ästhetik des Kuratierens sowie zur ästhetischen Forschung. Regelmäßig war er als Gastherausgeber für Kunstforum international tätig. Bianchi ist Begründer des ZHDK-Weiterbildungsstudiengangs CREATIONSHIP® – Angewandtes Querdenken & Kreativitäts-Coaching, den er seit 2015 leitet.
Çakey Blond sind ein schwules deutsch-türkisches Performanceduo. Sie entwickeln in langjähriger Freundschaft gemeinsam Projekte, die zwischen Sanftheit und Direktheit oszillieren. Dabei verwenden sie showästhetische, performative und autobiografische Strategien, um zwischen Live-Event und Konzeptkunst ungewohnte Formate zu konstruieren. Ihre erste gemeinsame Arbeit „Let’s Talk About Love“ wurde 2018 zum FAVORITEN-Festival eingeladen. Daneben erarbeiten sie auch interaktive Projekte wie die Zoom-Gala „Eigentlich ein Eröffnungsfest“ für das Impulse Theater Festival 2020 oder die Outdoor-Tour „Queer Country“ und den Workshop „VOGUE HÜLSHOFF“ für das Center For Literature – Burg Hülshoff (Münster).
Marlin de Haan ist Regisseurin und Bildhauerin und inszeniert Theaterstücke, Performances und Filme, entwirft Bühnenräume, realisiert Ausstellungen und Interaktionen im öffentlichen Raum, auf Bühnen und im Kunstraum. Ihre Arbeiten wurden u.a. am FFT Düsseldorf, am Schauspielhaus Bochum, im theaterimballsaal Bonn und bei Bomontiada Alt in Istanbul gezeigt, mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet (u. a. Förderpreis der Stadt Düsseldorf, Artist-in-Residence-Programm der Kunststiftung NRW), zu diversen Festivals wie Favoriten, Freischwimmer und WildWest eingeladen und u. a. auf der Manifesta 9 in Genk/Belgien, in der Kunsthalle Düsseldorf und im Kunstverein Schwerte ausgestellt.
Christian Esch ist Direktor des NRW KULTURsekretariats. Er studierte Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie und promovierte zur Oper. Viele Jahre publizierte er Rezensionen und Aufsätze in Tageszeitungen, Rundfunk und Fachpresse. Er war als Musiktheater- und Schauspieldramaturg u. a. in Frankfurt, Innsbruck und München sowie als Produzent und Redakteur beim Hessischen Rundfunk tätig. Neben Lehraufträgen an Hochschulen und vielfältigen (Buch-)Veröffentlichungen zu Kunst und Kultur ist er Mitglied im Musikbeirat des Goethe-Instituts und in anderen Jurys. Er berät die Stadt Duisburg bei der Kulturentwicklungsplanung und ist Träger des Grimme Online Award.
Henning Fülle studierte Geschichte, Politik und Pädagogik in Marburg. Bis 1996 war er in der Erwachsenenbildung tätig, von 1997 bis 2001 Dramaturg auf Kampnagel in Hamburg; seither arbeitet er freischaffend sowie seit 2007 als Hochschullehrer. 2015 promovierte er an der Universität Hildesheim mit der Arbeit „Freies Theater. Die Modernisierung der deutschen Theaterlandschaft (1960–2010)“. Seit 2014 arbeitet er am Projekt „Archiv des Freien Theaters“ und ist mit Christine Henniger und Wolfgang Schneider Herausgeber der Publikation „Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“. Derzeit forscht er über das Schicksal der Impulse künstlerischer Modernisierung in der Theaterlandschaft der DDR.
Christine Henniger studierte Philosophie und Linguistik an der HU Berlin. Seit 2018 leitet sie die Mediathek für Tanz und Theater am Internationalen Theaterinstitut Deutschland. Koordination und Organisation diverser Digitalisierungsprojekte, u. a. „Nonverbales Theater in Ost-Berlin“ (2019), „Biomechanik Meyerholds“ (2018), „Digitales Archiv Theater der Welt“ (2018), sowie von Forschungs- und Archivprojekten, u. a. „PASSAGE 23°E. Theater und Theatralität vom Baltikum bis zur Ägäis“ (2016/18). Sie engagiert sich in der Initiative für die Archive des Freien Theaters und ist mit Wolfgang Schneider und Henning Fülle Herausgeberin von „Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“.
Çağla Ilk studierte Architektur an der Technischen Universität Berlin und an der Mimar Sinan Universität Istanbul. Zusammen mit Misal Adnan Yıldız leitet sie seit 2020 die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden. Bis vor kurzem war sie als Dramaturgin und Kuratorin am Maxim Gorki Theater in Berlin tätig. In dieser Zeit zeichnete sie verantwortlich für spartenübergreifende Projekte und Festivals, die darstellende, performative und bildende Kunst verbanden – häufig in einem transkulturellen Kontext. Çağla Ilk hat zahlreiche Ausstellungen kuratiert, zuletzt „This might be a place for humming birds“ in der Berliner Galerie im Körnerpark. Als Wissenschaftlerin arbeitete sie am Forschungsprojekt „Baukultur in der multiethnischen Stadt“ an der Universität Siegen. Kulturpolitisch war sie als Präsidiumsmitglied der Neuen Gesellschaft für Bildende Kunst (nGbK), als Mitglied im Rat für die Künste Berlin und in zahlreichen Jurys der Kulturförderung tätig.
Christina Irrgang ist Wissenschaftlerin, freie Autorin und Musikerin der Band BAR (Band am Rhein), sie lebt und arbeitet in Wuppertal und Düsseldorf. 2018 hat sie an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe mit einer medienanalytischen Arbeit über den Fotografen-Unternehmer Heinrich Hoffmann promoviert, die den Blick auf politische Bildstrategien in den von Hoffmann herausgegebenen fotografischen Propaganda-Bildbänden als konstitutiven Teil der nationalsozialistischen (Bild-)Politik richtet (erschien 2020 bei transcript). In ihrer Arbeit als Autorin legt sie mit der Entwicklung konzeptueller Interviewformate einen Schwerpunkt auf Techniken der Gesprächsführung.
Thomas Kaestle legt als Kulturwissenschaftler Wert auf interdisziplinäre Zusammenhänge. Er ist Mitglied des Expert*innenbeirats für Kunst im öffentlichen Raum Hannover und der Theaterjury des Bremer Kultursenators. Als Kunstvermittler betreut er für das Kulturbüro Hannover das Programm „Kunst umgehen“. Er lehrte in Dortmund, Hildesheim und Kassel in den Fachbereichen Design, Kulturwissenschaften sowie Architektur und Planung. Thomas Kaestle ist Autor wissenschaftlicher, essayistischer und journalistischer Texte zu Kultur, Stadt und Kulturpolitik, schreibt hin und wieder für die VolkswagenStiftung über Wissenschaft und verfasst regelmäßig Überblickspublikationen für den Bundesverband Freie Darstellende Künste.
Till Müller-Klug ist Autor und Performancemacher. Er ist Gründungsmitglied der Performancegruppe Interrobang. Er studierte in Gießen Angewandte Theaterwissenschaft bei Andrzej Wirth und promovierte über „Nietzsches Theaterprojektionen“. Als Autor schrieb er zahlreiche Theaterstücke und Hörspiele, zuletzt u. a. „Der Minusmensch“ (Schauspiel Leipzig).
Hans J.Markowitsch studierte Psychologie und Biologie an der Universität Konstanz, hatte Professuren für Biopsychologie und Physiologische Psychologie an den Universitäten von Konstanz, Bochum und Bielefeld inne und erhielt Rufe auf Professuren für Psychologie und Neurowissenschaften an australische und kanadische Universitäten. Er kooperierte mit Wissenschaftler*innen an in- und ausländischen Universitäten und Max-Planck-Instituten. Seine Forschungsgebiete sind in den Bereichen von Gedächtnis und Gedächtnisstörungen, sowie Wechselwirkungen zwischen Gedächtnis und Emotion. Er ist Autor oder Herausgeber von einem Dutzend Büchern und mehr als 350 Buch- und Zeitschriftenartikeln.
Manuel Menke ist Assistant Professor am Department of Communication der Universität Kopenhagen. Er promovierte zum Thema „Mediennostalgie in digitalen Öffentlichkeiten. Zum kollektiven Umgang mit Medien- und Gesellschaftswandel“ an der Universität Augsburg und war anschließend zwei Jahre Akademischer Rat auf Zeit an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Seine Forschungsschwerpunkte umfassen gesellschaftliches Erinnern und Nostalgie sowie Soziale Medien, Öffentlichkeitswandel und Journalismus.
Tunay Önder ist als Autorin, Publizistin, Kuratorin sowie als Beraterin für Betroffene von Asyl- und Migrationspolitiken tätig. Nach ihrem Magisterstudium der Soziologie an der Universität Heidelberg und Bosporus Universität Istanbul gründete sie mit Imad Mustafa 2010 den Blog migrantenstadl als virtuelles Spielzimmer für marginalisierte Geschichten. Sie realisiert an verschiedenen Stadt- und Staatstheatern sowie in der freien Kulturszene kuratorische Konzepte, die Raum für Positionen, Praxen und Perspektiven der postkolonialen Migrationsgesellschaft herstellen. Berufsbegleitend besuchte sie den Universitätslehrgang „Kuratieren in den Szenischen Künsten“ an der Uni Salzburg.
Sophie-Charlotte Opitz ist promovierte Kunst- und Medienwissenschaftlerin und Kuratorin. Seit 2021 ist sie Direktorin der The Walther Collection, einer Kunstsammlung, die sich in ihren weltweiten Ausstellungen und wissenschaftlichen Publikationen der Untersuchung des fotografischen Mediums widmet. Ihre Doktorarbeit ‚Bilderregungen: Die Produktionsmechanismen zeitgenössischer Kriegsfotografie‘ wurde im Jonas Verlag veröffentlicht und untersucht mitunter die erinnerungskulturellen Sinnzusammenhänge und Sinnverschiebungen innerhalb von Fotografie. Während Stipendien als Kunstkoordinatorin an der Akademie Schloss Solitude (2019) und im Programm „Museumskuratoren für Fotografie“ der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung (2019-2020), hat sie international mit Künstler*innen und Wissenschaftler*innen zusammengearbeitet, u.a. im Fotomuseum Winterthur (Schweiz) und dem Victoria & Albert Museum (UK). Opitz‘ Forschungsinteresse umfasst Fragen zu medienübergreifenden Erinnerungsdynamiken, politischer (Un-)Sichtbarkeit und Medialität und Materialität kollektiver Erinnerungskulturen.
Milo Rau studierte Soziologie, Germanistik und Romanistik in Paris, Zürich und Berlin, u. a. bei Tzvetan Todorov und Pierre Bourdieu. Ab 1997 erste Reportagereisen (Chiapas, Kuba), ab 2000 tätig als Autor für die Neue Zürcher Zeitung, ab 2003 Arbeit als Regisseur und Autor im In- und Ausland, u. a. am Maxim Gorki Theater Berlin, Staatsschauspiel Dresden, HAU Berlin, Theaterhaus Gessnerallee Zürich, Teatrul Odeon Bukarest und Beursschouwburg Brüssel. Seine Theaterinszenierungen und Filme wurden zu den wichtigsten nationalen und internationalen Festivals eingeladen. Neben seiner Arbeit für Bühne und Film ist Milo Rau als Dozent für Regie, Kulturtheorie und soziale Plastik an Universitäten und Kunsthochschulen tätig. Er ist Gründer des IIPM – International Institute of Political Murder und wurde mit dem ITI-Preis zum Welttheatertag 2016 und der Saarbrücker Poetikdozentur für Dramatik 2017 geehrt. Seit der Spielzeit 2018/19 ist Rau Künstlerischer Direktor des Nationaltheaters Gent.
Bettina Milz studierte Angewandte Theaterwissenschaft in Gießen und arbeitete als Dramaturgin, Kuratorin, Dozentin und Autorin. Nach der wissenschaftlichen Arbeit bei Hans-Thies Lehmann an der Universität Frankfurt, Dramaturgien und künstlerischen Projektleitungen war sie von 1999 bis 2003 Produktionsleiterin, Dramaturgin und Geschäftsführerin der Jungen Oper der Staatsoper Stuttgart. Sie war künstlerische Projektleiterin der Tanzplattform Deutschland 2006 und des Festivals FAVORITEN 2008. Von 2008 bis 2013 kuratierte sie das Internationale Sommerlabor / TANZLABOR_21 am Mousonturm Frankfurt. Seit 2009 leitet Bettina Milz das Referat für Theater und Tanz im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Harald Redmer blickt auf rund 35 Jahre als freischaffender professioneller Schauspieler, Regisseur und Produzent zurück. Von 2013 bis 2020 war er Geschäftsführer des NRW Landesbüros Freie Darstellende Künste in Dortmund und leitender Geschäftsführer des ältesten deutschsprachigen freien Festivals FAVORITEN. Seit seinem Ausscheiden aus dem Verband arbeitet er freiberuflich als Künstler, Kulturberater und weiterhin als Projektleiter für verschiedene Projekte des Landesbüros. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Arbeits- und Förderstrukturen in der Freien Szene, Kulturelle Bildung und Stadtentwicklung. Er ist Mitglied des fringe ensemble, Bonn.
Wolfgang Schneider ist Gründungsdirektor des Instituts für Kulturpolitik der Universität Hildesheim, Mitglied des Vorstands der Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V., Mitglied des Internationalen Theaterinstituts, Mitglied des Rats für darstellende Kunst und Tanz im Deutschen Kulturrat, Ehrenmitglied der ASSITEJ Deutschland und der Schweiz sowie Ehrenpräsident der Internationalen Vereinigung des Theaters für Kinder und Jugendliche. Seit 2017 ist er Vorsitzender des Fonds Darstellende Künste. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Theaterpolitik, zuletzt gemeinsam mit Henning Fülle und Christine Henniger Herausgeber von „Performing the Archive. Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“.
Eva-Maria Seng studierte Kunstgeschichte, Geschichte und Empirische Kulturwissenschaft / Europäische Ethnologie in Tübingen und München. 1992 Promotion an der Universität Tübingen. 2000 Habilitation an der Universität Halle-Wittenberg. Nach Forschungs- und Lehrtätigkeit in Halle und Zürich erhielt sie 2006 einen Ruf an die Universität Paderborn, wo sie den Lehrstuhl für Materielles und Immaterielles Kulturerbe innehat. Sie beschäftigt sich u. a. mit der Diskussion und Reflexion der Themenkomplexe kulturelles Erbe, Denkmalpflege, Restaurierung, Wiederaufbau, Rekonstruktion sowie Bewahren und Sammeln. 2009/10 war sie Inhaberin des Chaire Alfred Grosser an der Sciences Po, Paris.
Wolfgang Stöcker lernte Vermessungstechnik, studierte Kunst, Geschichte und Pädagogik in Köln und promovierte zum Thema Bestattungskultur im Rheinland. 2004 gründete der Kölner Künstler und Historiker das Deutsche Staubarchiv (2019 umbenannt in Internationales Staubarchiv), eine Sammlung und Dokumentation internationaler historischer Stäube. Dort bietet er u.a. Staubführungen und Führungen in den Mikrokosmos der Orte an.
Lucie Strecker ist eine in Wien lebende Künstlerin und Performerin. Sie arbeitet medienübergreifend, mit einem Schwerpunkt auf experimentellen Systemen, die Biomedien und Performancekunst in Beziehung setzen. Ihre Arbeiten wurden national und international u.a. in Zusammenarbeit mit Klaus Spiess gezeigt. Sie unterrichtete Performance Art und Experience Design an der Freien Universität Bozen. Als Fellow der Universität der Künste Berlin inszenierte und kuratierte sie interdisziplinäre Salons und Symposien. Außerdem ist sie als Senior Artist für das neue Angewandte Performance Lab an der Universität für angewandte Kunst Wien tätig. Zuletzt publizierte sie gemeinsam mit Jens Hauser im Journal Performance Research den Sonderband „On Microperformativity“.
Nina Tecklenburg ist Performancemacherin und Theaterwissenschaftlerin. Mitbegründerin der Performancegruppe Interrobang; Zusammenarbeit mit She She Pop, Gob Squad, Lone Twin Theatre u.a.; Professorin für Theater und Performance am Bard College Berlin. Gastprofessur an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch (2017-18).
Sandra Vacca ist Historikerin und Museologin. Seit 2013 ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Dokumentationszentrum und Museum über die Migration in Deutschland (DOMiD e. V.). Beteiligt war sie an unterschiedlichen Projekten, wie zum Beispiel dem Virtuellen Migrationsmuseum oder dem Vermittlungsprojekt „Meinwanderungsland“. Aktuell arbeitet sie vor allem im Bereich Partizipation mit Blick auf das künftige Haus der Einwanderungsgesellschaft. Freiberuflich bietet sie Workshops zur Migrationsgeschichte für unterschiedliche Gewerkschaften an und ist in La Talpa – Verein zur Förderung kritischer Wissenschaften und Bildung e.V. tätig.
Otmar Wagner arbeitet als Performancekünstler und Utopieforscher. Das Zentrum seiner Arbeiten bilden Essay-Performances (ein Begriff, den er für seine deliriösen Assoziationstrips geprägt hat) und multimediale Konzert-Performances. Daneben realisiert er Hörspiele, szenische Installationen und kuriose Kabinette. 2017/18 entstand der vierteilige Performancezyklus „WUNDE WELT“, 2019 die Konzert-Performance „KRANK IN EUROPA“ und 2020 gemeinsam mit Florian Feigl „Hyperobjekte? … Blech und Gewebe I–VII“ (Sophiensæle Berlin / WUK Wien). Die Kollaboration mit Lars Moritz existiert seit 2013 mit Projekten wie „Aufräumen! – Vier Abende über Arbeit“ (2013) und „AKTION AKTUELL – ein performatives Live-Nachrichtenjournal“ (2014–2016).
David Weigend leitet den Bereich Bildung und Partizipation am Futurium in Berlin. Mit Partner*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft werden dort neue interaktive Formate zur kreativen Auseinandersetzung mit der Zukunft entwickelt. Weigend ist Volkswirtschaftler, Design-Thinker und Zukunftsforscher. Als Trainer und Moderator hat er zahlreiche Innovations- und Strategieprozesse begleitet. Daneben hat er mehrere Jahre als Spieleentwickler gearbeitet. Seine Leidenschaft ist die Entwicklung neuer Lern- und Interaktionsformate. Ziel seiner Arbeit war es immer, komplexe Sachverhalte verständlich zu machen, für Zukunftsthemen zu begeistern und neue Formen der Auseinandersetzung zu ermöglichen.
Gerd-Christian Weniger studierte Ur- und Frühgeschichte, Biologie und Ethnologie in Münster und Tübingen, wo er 1981 promovierte. Nach seiner Habilitation 1990 in Köln war er Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft und außerplanmäßiger Professor am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Köln. Von 1996 bis 2018 war er Direktor des Neanderthal Museums. Seit 2019 ist er Senior Researcher und Gastkurator. Er blickt auf eine langjährige Ausgrabungs- und Forschungstätigkeit in Deutschland, Nordamerika, Südwesteuropa und Nordafrika zurück und ist Autor und Herausgeber zahlreicher Schriften zu Steinzeitarchäologie, Kulturanthropologie und der Rolle von Museen in der modernen Gesellschaft.
Martina Wiech leitet seit 2014 die Abteilung Rheinland im Landesarchiv Nordrhein-Westfalen. Zuvor war sie im Fachbereich Grundsätze und in der Öffentlichkeitsarbeit des Landesarchivs in leitender Position tätig. Nach ihrer Promotion zu einem Thema der frühmittelalterlichen Klostergeschichte 1999 absolvierte sie bis 2001 ihr Archivreferendariat in Münster und Marburg. Sie hat an der Universität Bonn die Fächer Geschichte, Slavistik, Historische Hilfswissenschaften und Mittellatein studiert. Fachliche Schwerpunkte ihrer Tätigkeit liegen im Bereich der Digitalisierung, der Archivgeschichte und des Archivrechts. Als Leiterin eines der größten deutschen Archive ist sie in zahlreichen ehrenamtlichen Funktionen tätig, dazu zählt auch die Mitgliedschaft im Beirat des Deutschen Tanzarchivs.
Luisa Ziaja ist Kunsthistorikerin, Universitätslektorin und seit 2013 Kuratorin für zeitgenössische Kunst an der Österreichischen Galerie Belvedere. Sie unterrichtete an verschiedenen Hochschulen und ist seit 2006 im Leitungsteam des /ecm – Masterlehrgangs für Ausstellungstheorie und -praxis an der Universität für angewandte Kunst Wien. Sie ist Autorin und Mitherausgeberin von Katalogen und Sammelbänden zu zeitgenössischer künstlerischer und kuratorischer Praxis, Kunst- und Ausstellungstheorie. Zuletzt gab sie gemeinsam mit Nora Sternfeld und Martina Griesser-Stermscheg den Band „Sich mit Sammlungen anlegen“ heraus. In ihre kuratorischen und diskursiven Arbeiten beschäftigt sie sich mit dem Verhältnis von Kunst, Gesellschaft und Geschichtspolitik.
Lajos Talamonti ist ehemaliger Tänzer, heute freischaffender Autor, Regisseur und Performer. Erforscht mit theatralen, dokumentarischen und performativen Mitteln soziale, ökonomische und politische Phänomene unserer Zeit. Seit 2013 ist er Mitentwickler und Performer bei Interrobang.
Lisa Großmann ist freie Theatermacherin und Theaterwissenschaftlerin. Sie arbeitet als Dramaturgin und auch Performerin regelmäßig mit Interrobang zusammen. Außerdem entwickelt sie partizipative Formate mit das Explorativ und erforscht Theaterprobenprozesse.
Marlin de Haan ist Regisseurin und Bildhauerin und inszeniert Theaterstücke, Performances und Filme, entwirft Bühnenräume, realisiert Ausstellungen und Interaktionen im öffentlichen Raum und im Kunstraum. Ihre Arbeiten wurden u. a. am FFT Düsseldorf, im Schauspielhaus Bochum, im theaterimballsaal Bonn und im Bomontiada Alt in Istanbul gezeigt, mit Preisen und Stipendien ausgezeichnet (u. a. Förderpreis der Stadt Düsseldorf, Artist-in-Residence-Programm der Kunststiftung NRW), zu diversen Festivals wie Favoriten, Freischwimmer und WildWest eingeladen und u. a. auf der Manifesta 9 in Genk/Belgien, in der Kunsthalle Düsseldorf und im Kunstverein Schwerte ausgestellt.
Valeska Klug studierte Theaterwissenschaft, Medienwissenschaft sowie Création Artistique in Bochum und Dunkerque (Frankreich). Sie promoviert zu Konzepten freier szenischer Künste und Künstler*innen in Förderdiskursen seit den 1970er-Jahren und deren subjektivierender Wirkung. Ihre wissenschaftliche Forschung verbindet sie mit künstlerischer Arbeit. Als Teil des Bochumer Duos scheinzeitmenschen realisiert sie seit 2013 Grenzgänge zwischen Performance, Objekttheater, Licht-/Medienkunst und Installation. Ihre Arbeiten waren u. a. bei den Festivals FIDENA und blicke sowie beim internationalen Musik- und Theaterfestival Pforzheim zu sehen.
Knut Klaßen studierte von 1989 bis 1995 Freie Kunst an der Hochschule für bildende Künste Hamburg. 1998–2003 Kamera für John Bock. Seit 2005 Zusammenarbeit mit Monika Gintersdorfer und der Theatergruppe Gintersdorfer/Klaßen. 2007–2009 Co-Leitung Anselm Reyle. Seit 2007 Lehrtätigkeit Bühnen- und Kostümbild an der Hochschule für Bildende Künste Dresden.
Victoria Vesna ist Künstlerin und Professorin am UCLA Department of Design Media Arts und leitet das UCLA Art|Sci Center. Mit ihren Installationen untersucht sie, wie Kommunikationstechnologien kollektives Verhalten und Wahrnehmungen von Identitätsverschiebungen in Bezug auf wissenschaftliche Innovationen beeinflussen (PhD, University of Wales 2000). Im Rahmen ihrer Forschungen arbeitet sie langfristig mit Komponist*innen, Nanowissenschaftler*innen, Neurowissenschaftler*innen und Evolutionsbiolog*innen zusammen und gibt diese Erfahrungen an Studierende weiter. Victoria Vesna hat ihre Arbeiten in mehr als 20 Einzel- und über 70 Gruppenausstellungen ausgestellt, in mehr als 20 Publikationen veröffentlicht und in den letzten zehn Jahren über 100 eingeladene Vorträge gehalten.
notfoundyet wurde 2007 von den Künstler*innen Thomas Kasebacher und Laia Fabre gegründet. Seitdem entstehen Arbeiten, deren Ausgangsmaterial die beiden in der Beobachtung von Alltag und Popkultur finden und thematisch zuspitzen. Sie arbeiten stark mit der Anwesenheit des Live-Publikums, das in ihren Performances, Tanzstücken und Installationen als kurzzeitige Gemeinschaft elementarer Teil der Aufführung wird. Dabei spielen sie mit gesellschaftlichen Codes und der Frage nach Fakt und Fiktion, u. a. anhand von (pseudo-)dokumentarischen Materialien wie Texten, Fotos und Objekten. notfoundyet kollaboriert dafür oft mit bildenden Künstler*innen, Musiker*innen, Tänzer*innen und Performer*innen und zeigte Arbeiten in den letzten Jahren u. a. am brut Wien, im WUK in Wien und am Schauspiel Leipzig.
Die Geschwister Tuğba & Tunay Önder entwickeln gemeinsam Lecture-, Video, und Readingperformances, die sich mit den Wirklichkeiten der postmigrantischen Gesellschaft auseinandersetzen. Sie sind Teil des Blogprojekts migrantenstadl, das Tunay Önder zusammen mit Imad Mustafa 2010 als virtuelles Spielzimmer für marginalisierte Geschichten gründete und seither als Archiv und Nährboden für die Entwicklung kuratorischer, performativer und publizistischer Formate fungiert.
Katharina Warda ist Soziologin und Literaturwissenschaftlerin. Warda arbeitet als freie Autorin mit Schwerpunktthemen Ostdeutschland, marginalisierte Identitäten, Rassismus, Klassimus und Punk. Seit 2021 ist sie Beiratsmitglied von »Kein Schlussstrich!«, einem bundesweiten Theaterprojekt zum NSU-Komplex. In ihrem Projekt Dunkeldeutschland erkundet sie die Nachwendezeit von den sozialen Rändern aus und beleuchtet blinde Flecken in der deutschen Geschichtsschreibung, basierend auf ihren eigenen Erfahrungen als Schwarze ostdeutsche Frau in der DDR und nach 1989/90.
Das 2020 gegründete Kollektiv PIMA besteht aus den Künstlerinnen Pia Janssen und Malin Harff. Sie verbindet das Interesse an Ethnologie, Tanz- und Theaterformen sowie Vulkanforschung. Beide Künstlerinnen arbeiten an eigenen Projekten zwischen Performance, Installation, Sound und Film. Ihre Zusammenarbeit fußt auf einer spielerischen Form der Visionsbildung mit paradoxen Fragestellungen.
Anna Kpok ist eine kollektive Kunstproduzentin aus Bochum, die seit 2009 Kunstformen in den Bereichen Game-Theater, Performance und Installation entwickelt. Mit einem geteilten Interesse für die Konstruktion von Gemeinschaft, Subjekt und Arbeit entwirft das Kollektiv in wechselnder Zusammensetzung (Spiel-)Räume und Momente der Begegnung. Dabei sollen tradierte Hierarchien zwischen Rezipient*innen und Produzent*innen - wenigstens für die gemeinsam verbrachte Zeit – aufgebrochen werden. Aufbrechen, genau angucken und neu zusammensetzen das scheint bei Anna Kpok ein Arbeitsprinzip zu sein.
Ben J. Riepe ist Choreograf, Künstler und Initiator des FREIRAUMs, eines interdisziplinären Konzeptions- und Arbeitsorts für die Künste und Wissenschaften in Düsseldorf, der eine kollaborative, unkuratierte Arbeitsweise erprobt. Nach seinem Studium des Bühnentanzes und der Choreografie an der Folkwang Hochschule war Riepe als Tänzer u. a. bei Pina Bausch und VA Wölfl engagiert. Seit 2008 entwickelt er eigene Arbeiten, die den Tanz mit anderen Disziplinen in vielschichtige Verbindungen bringen. Seine mehrfach ausgezeichneten Performances, Videos und digitalen Produktionen werden weltweit gezeigt, häufig in Kollaboration mit dem Goethe-Institut oder auf Einladung anderer Kompanien.
FUTUR3, 2004 gegründet, geht es, mit André Erlen und Stefan H. Kraft als Künstlerische Leitung, um immer neue Entwicklung eines originären Darstellungsstils wie auch um die Einbindung der Performer*innen schon in der Konzeptionsphase. Durch recherchebasierte und ortsspezifische Projekte macht das Ensemble Theater zu einem nicht nur ästhetischen Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzung und holt jeweils Expert*innen ins Team. Die Arbeiten von Futur3 sind vielfach ausgezeichnet worden, u. a. Kölner Theaterpreis, Kurt-Hackenberg-Preis für politisches Theater. Für PORTABLE ARCHIVE legt Futur3 sein Material in die Hände eines „Archivars“, des bildenden Künstlers Andreas Maria Fohr (Paris).
INTERROBANG sind Nina Tecklenburg, Till Müller-Klug, Lajos Talamonti und Partner*innen. Die Gruppe entwickelt neue Theaterformate zur Auseinandersetzung mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen und Fragestellungen. In installativen Theaterräumen und partizipativen Spielsettings kann das Publikum neue szenische Kommunikationsmodelle erleben, testen und reflektieren. Das Spiel mit theatraler Gemeinschaft wird so zum Spiel mit gegenwärtigen und möglichen zukünftigen Gesellschaftsformen und Wertesystemen. Interrobang spielt auf deutschsprachigen Bühnen und internationalen Festivals (Heidelberger Stückemarkt, Festival Akcent Prag, NONAME Festival Meyerhold Theatre Centre Moscow, Ivan Franko Theatre Kiew, u.a.).
Statt den Blick auf die Vergangenheit zu werfen, wagen die Studierenden der Theaterwissenschaft und der Szenischen Forschung die Operation am offenen Herzen: In einem unmöglich anmutenden Unterfangen archivieren sie fortlaufend das diesjährige Festival. Was soll bleiben? Was kann weg? Gemeinsam wählen sie Objekte, Momente und Vorgänge aus, notieren, sammeln und werfen weg. Wie lässt sich das Davor, Dazwischen und Danach eines Festivals erfassen? Was wird ausgewählt, was nicht, und warum diese Auswahl?
Anlässlich des 30-jährigen Festivaljubiläums haben ausgewählte Künstler*innen unzählige Archivalien und Relikte der vergangenen Jahrzehnte gewälzt. Statistiken, Objekte, Fotos und audiovisuelle Medien, Programmhefte, Pressetexte wurden ausgewertet und Zeitzeug*innen befragt. Die Entwicklungen der Pandemie haben dazu geführt, dass die künstlerischen Konzepte immer wieder überarbeitet und der gegenwärtigen Situation angepasst werden mussten. Allen wechselhaften Umständen zum Trotz ist ein digitales Archiv entstanden, das die vielen individuellen Zugänge der Archiv-Künstler*innen zeigt. Zur Eröffnung dieses digitalen Archivs können wir entgegen unserer Erwartungen nun auch unsere Archiv-Location in der Graf-Adolf-Straße in Düsseldorf eröffnen. Den Künstler*innen stand es frei, ob sie unter Coronabedingugen auch vor Ort arbeiten wollen.
Gemeinsam mit ihnen und der Archiv-Crew werden Christian Esch (Direktor NRW KULTURsekretariat), Hildegard Kaluza (Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen), Dietmar Kobboldt (Leiter Studiobühne Köln) und Christine Peters (Kunststiftung NRW, Leiterin Performing Arts) das Archiv-Projekt eröffnen und sich auf eine Spurensuche nach den Archiven der Zukunft begeben.
Mit: Luisa Ziaja (Kunsthistorikerin, Kuratorin für zeitgenössische Kunst), Milo Rau (Regisseur, Autor), Moderation: Thomas Kaestle
Archive, Museen und Theater sind öffentliche Orte lebendiger Aushandlungsprozesse von Gesellschaft. Wie können diese Institutionen und deren Selbstverständnis auf die demografischen, kulturellen und sozialen Veränderungen unserer Gegenwart reagieren? Wie könnte ein widerständiges Archiv funktionieren, dessen Erinnerungsräume ein wild wucherndes Denken jenseits hegemonialer Erzählungen und Ordnungslogiken freisetzen? Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Luisa Ziaja beschäftigt sich in ihrer kuratorischen und diskursiven Arbeit mit dem Verhältnis von Kunst, Gesellschaft und Geschichtspolitik. Im vergangenen Jahr brachte sie gemeinsam mit Nora Sternfeld und Martina Griesser-Stermscheg das Buch „Sich mit Sammlungen anlegen“ heraus. Der Regisseur und Autor Milo Rau erforscht mittels symbolischer Prozesse und Reenactments, die er als „Live-Archive“ bezeichnet, die realpolitische Gegenwart. Beide verbindet die Frage, wie sich die Aufarbeitung von Vergangenem als etwas Gegenwärtiges denken lässt, um Zukunft zu gestalten.
Bis jeweils zwei Tage vor dem Sendetermin haben Sie die Möglichkeit, sich auf unserer Homepage ihr Lieblingsprojekt aus den vergangenen 30 Jahren Festivalgeschichte auszuwählen. Im Rahmen der Akademie werden wir an jedem Tag ein Wunschprojekt zeigen, das bis um 19 Uhr des Folgetags abrufbar sein wird. In einem Chat können Sie live mit Journalist*innen von Kritik gestalten über die ausgewählten Arbeiten ins Gespräch kommen oder wissenswerte Hintergrundinformationen in Erfahrung bringen.
Vom 03. - 06. Juni 2021 können Sie in der Zeit von 13 - 17 Uhr im Impulse-Archiv die Arbeiten OBJET TROUVÉ von notfoundyet, IMPULSE-FON. EINE INTERAKTIVE ZEITREISE von Interrobang, GHOSTED ARCHIVES von Tuğba & Tunay Önder und STAR-DUST-KULT von Lucie Strecker sehen.
Aufgrund der beschränkten Besucher*innenzahlen bitten wir um Anmeldung.
Im Rahmen einer Sprechstunde gibt der Kulturforscher Henning Fülle, Mitherausgeber der Dokumentation „Performing the Archive – Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“, interessierten Künstler*innen Hilfestellungen und praktische Tipps zur Archivierung ihrer künstlerischen Arbeiten. Anmeldungen bitte unter archiv@impulsefestival.de
Theatergeschichte zum Anfassen! Sie wollten schon immer das Manuskript der Eröffnungsrede des ersten Festivals 1990 in den Händen halten? Ein Schamhaar aus She She Pops „50 Grades of Shame“ (2016)? Oder Heidis Cowboyhut aus René Polleschs „Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ (2000)? Leihen Sie Archivalien aus und sprechen Sie mit den Mitarbeiter*innen notfoundyet über die Geschichten hinter den Objekten.
Sie können uns gerne schon jetzt unter archiv-vorbestellung@impulsefestival.de mit der Beschaffung eines Objekts beauftragen und dieses zu den Öffnungszeiten unseres Shops abholen oder Sie kommen direkt vorbei und wählen aus unserem reichhaltigen Objektsortiment aus.
Performative Lesung von Çakey Blond
Welchen konzeptionellen Einfluss haben Lady Gaga, Marmorkuchen und dieser eine One-Night-Stand auf die Performances von Çakey Blond? Welche Texte, Scores oder szenischen Experimente sind durch Buttercrèmetorte, Barbra Streisand oder diese eine unvergessliche Teenagerromanze inspiriert? In einer improvisierten Lesung stellen Çakey Blond Auszüge aus ihrem im Rahmen des Impulse-Forschungsstipendium entstandenen Archivbuch vor.
Bestellen Sie schon jetzt kostenlos das Archivbuch von Çakey Blond, das wir Ihnen gerne zusenden. Während der Online-Lesung können Sie sich in einem Live-Chat ihre Lieblingskapitel und Most-Wanted-Pop-Diven vom Künstler-Duo wünschen. Bestellungen unter popdiven@impulsefestival.de
Statt den Blick auf die Vergangenheit zu werfen, wagen die Studierenden der Theaterwissenschaft und der Szenischen Forschung die Operation am offenen Herzen: In einem unmöglich anmutenden Unterfangen archivieren sie fortlaufend das diesjährige Festival. Was soll bleiben? Was kann weg? Gemeinsam wählen sie Objekte, Momente und Vorgänge aus, notieren, sammeln und werfen weg. Wie lässt sich das Davor, Dazwischen und Danach eines Festivals erfassen? Was wird ausgewählt, was nicht, und warum diese Auswahl?
Mit: Çağla Ilk (Direktorin Staatliche Kunsthalle Baden-Baden), Tunay Önder (Publizistin, Kuratorin) und Sandra Vacca (Historikerin, Leiterin virtuelles Museum DOMID e.V.), Katharina Warda (Soziologin und Literaturwissenschaftlerin) Moderation: Thomas Kaestle
In die Archive einzugehen heißt, als bedeutsam und zugehörig anerkannt zu werden. Was gelangt nicht ins Archiv? Wer entscheidet, was bedeutend für die Nachwelt ist? Und was sagt das über die bestehenden Wissensformationen und Machtverhältnisse aus? Ein kritischer Blick auf die Lücken und Leerstellen des Archivs legt Praktiken der Ausgrenzung, Marginalisierung und rassistischen Zuschreibung offen. Wie müssen sich die Produktion und der Austausch von Wissen verändern, welche Sammlungsstrategien sind nötig, um die Demokratisierung und Zugänglichkeit von Archiven sicherzustellen?
Das Gespräch wird aufgezeichnet und ist danach on demand unter „Archiv Gespräche“ zu sehen.
Bis jeweils zwei Tage vor dem Sendetermin haben Sie die Möglichkeit, sich auf unserer Homepage ihr Lieblingsprojekt aus den vergangenen 30 Jahren Festivalgeschichte auszuwählen. Im Rahmen der Akademie werden wir an jedem Tag ein Wunschprojekt zeigen, das bis um 19 Uhr des Folgetags abrufbar sein wird. In einem Chat können Sie live mit Journalist*innen von Kritik gestalten über die ausgewählten Arbeiten ins Gespräch kommen oder wissenswerte Hintergrundinformationen in Erfahrung bringen.
Vom 03. - 06. Juni 2021 können Sie in der Zeit von 13 - 17 Uhr im Impulse-Archiv die Arbeiten OBJET TROUVÉ von notfoundyet, IMPULSE-FON. EINE INTERAKTIVE ZEITREISE von Interrobang, GHOSTED ARCHIVES von Tuğba & Tunay Önder und STAR-DUST-KULT von Lucie Strecker sehen.
Aufgrund der beschränkten Besucher*innenzahlen bitten wir um Anmeldung.
Im Rahmen einer Sprechstunde gibt der Kulturforscher Henning Fülle, Mitherausgeber der Dokumentation „Performing the Archive – Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“, interessierten Künstler*innen Hilfestellungen und praktische Tipps zur Archivierung ihrer künstlerischen Arbeiten. Anmeldungen bitte unter archiv@impulsefestival.de
Theatergeschichte zum Anfassen! Sie wollten schon immer das Manuskript der Eröffnungsrede des ersten Festivals 1990 in den Händen halten? Ein Schamhaar aus She She Pops „50 Grades of Shame“ (2016)? Oder Heidis Cowboyhut aus René Polleschs „Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ (2000)? Leihen Sie Archivalien aus und sprechen Sie mit den Mitarbeiter*innen von notfoundyet über die Geschichten hinter den Objekten.
Sie können uns gerne schon jetzt unter archiv-vorbestellung@impulsefestival.de mit der Beschaffung eines Objekts beauftragen und dieses zu den Öffnungszeiten unseres Shops abholen oder Sie kommen direkt vorbei und wählen aus unserem reichhaltigen Objektsortiment aus.
Statt den Blick auf die Vergangenheit zu werfen, wagen die Studierenden der Theaterwissenschaft und der Szenischen Forschung die Operation am offenen Herzen: In einem unmöglich anmutenden Unterfangen archivieren sie fortlaufend das diesjährige Festival. Was soll bleiben? Was kann weg? Gemeinsam wählen sie Objekte, Momente und Vorgänge aus, notieren, sammeln und werfen weg. Wie lässt sich das Davor, Dazwischen und Danach eines Festivals erfassen? Was wird ausgewählt, was nicht, und warum diese Auswahl?
Mit: Christina Irrgang (Kunst- und Medienwissenschaftlerin), Hans J. Markowitsch (Gedächtnisforscher), Manuel Menke (Kommunikations- und Medienforscher) und Sophie-Charlotte Opitz (Kunst- und Medienwissenschaftlerin), Moderation: Thomas Kaestle
Subjektive Erinnerung und ihre mündliche Überlieferung sind geprägt von Affekten und Emotionen. Die Unzulänglichkeit von Erinnerung ist Schwäche und Kraft zugleich: Fakten gehen verloren, Fiktionen werden gewonnen. Erinnern heißt (re-)konstruieren. Was geschieht mit persönlichen und kollektiven Erinnerungen im Zeitalter der Digitalisierung? Welche Erinnerungen sind uns zugänglich, und an was wollen wir uns erinnern? Wie wird aus einzelnen Stimmen ein kollektives Gedächtnis?
Das Gespräch wird aufgezeichnet und ist danach on demand unter „Archiv Gespräche“ zu sehen.
Bis jeweils zwei Tage vor dem Sendetermin haben Sie die Möglichkeit, sich auf unserer Homepage ihr Lieblingsprojekt aus den vergangenen 30 Jahren Festivalgeschichte auszuwählen. Im Rahmen der Akademie werden wir an jedem Tag ein Wunschprojekt zeigen, das bis um 19 Uhr des Folgetags abrufbar sein wird. In einem Chat können Sie live mit Journalist*innen von Kritik gestalten über die ausgewählten Arbeiten ins Gespräch kommen oder wissenswerte Hintergrundinformationen in Erfahrung bringen.
Im Rahmen des digitalen Archivs richten PIMA, alias Pia Janssen und Malin Harff, ein Lab ein und bieten fünf Online-Workshops an. Mit interessierten Besucher*innen wollen sie Möglichkeiten eines performativen Archivs mit einer assoziativen Verschlagwortung erkunden und diskutieren: Welche Kontextualisierungen eröffnen sich durch eine hierarchiefreie Verschlagwortung? Welche sensorischen, lyrischen, deskriptiven Wörter würdest du deinen Projekten zuschreiben? Welche Vorstellungen und Handlungsvorgänge werden dadurch ausgelöst?
Online Workshops
Samstag 5. Juni 2021
10-11 Uhr
12-13 Uhr
14-15 Uhr
Im Rahmen einer Sprechstunde gibt der Kulturforscher Henning Fülle, Mitherausgeber der Dokumentation „Performing the Archive – Studie zur Entwicklung eines Archivs des Freien Theaters“, interessierten Künstler*innen Hilfestellungen und praktische Tipps zur Archivierung ihrer künstlerischen Arbeiten. Anmeldungen bitte unter archiv@impulsefestival.de
Performative Lesung von Çakey Blond
Welchen konzeptionellen Einfluss haben Lady Gaga, Marmorkuchen und dieser eine One-Night-Stand auf die Performances von Çakey Blond? Welche Texte, Scores oder szenischen Experimente sind durch Buttercrèmetorte, Barbra Streisand oder diese eine unvergessliche Teenagerromanze inspiriert? In einer improvisierten 4-stündigen-Non-Stop-Lesung stellen Çakey Blond Auszüge aus ihrem im Rahmen des Impulse-Forschungsstipendium entstandenen Archivbuch vor.
Bestellen Sie kostenlos schon jetzt bei uns unter popdiven@impulsefestival.de das Archivbuch von Çakey Blond, das wir Ihnen gerne zusenden.
Theatergeschichte zum Anfassen! Sie wollten schon immer das Manuskript der Eröffnungsrede des ersten Festivals 1990 in den Händen halten? Ein Schamhaar aus She She Pops „50 Grades of Shame“ (2016)? Oder Heidis Cowboyhut aus René Polleschs „Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ (2000)? Leihen Sie Archivalien aus und sprechen Sie mit den Mitarbeiter*innen von notfoundyet über die Geschichten hinter den Objekten.
Sie können uns gerne schon jetzt unter archiv-vorbestellung@impulsefestival.de mit der Beschaffung eines Objekts beauftragen und dieses zu den Öffnungszeiten unseres Shops abholen oder Sie kommen direkt vorbei und wählen aus unserem reichhaltigen Objektsortiment aus.
Statt den Blick auf die Vergangenheit zu werfen, wagen die Studierenden der Theaterwissenschaft und der Szenischen Forschung die Operation am offenen Herzen: In einem unmöglich anmutenden Unterfangen archivieren sie fortlaufend das diesjährige Festival. Was soll bleiben? Was kann weg? Gemeinsam wählen sie Objekte, Momente und Vorgänge aus, notieren, sammeln und werfen weg. Wie lässt sich das Davor, Dazwischen und Danach eines Festivals erfassen? Was wird ausgewählt, was nicht, und warum diese Auswahl?
Mit: Paolo Bianchi (Kulturpublizist, Kreativitätsforscher), Wolfgang Stöcker (Internationales Staub Archiv), Lucie Strecker (Künstlerin), Otmar Wagner (Künstler), Moderation: Thomas Kaestle
Die vollständige Archivierung der Welt ist Utopie und Albtraum zugleich. Archivieren heißt auswählen. Was aber geschieht, wenn das Archiv Objekte aufnimmt, die die Mehrheit als Müll ansieht? Was sagt der Müll andererseits über unsere Gesellschaft aus? Werte werden infrage gestellt, kommen durcheinander, neue Werte entstehen.
Das Gespräch wird aufgezeichnet und ist danach on demand unter „Archiv Gespräche“ zu sehen.
Bis jeweils zwei Tage vor dem Sendetermin haben Sie die Möglichkeit, sich auf unserer Homepage ihr Lieblingsprojekt aus den vergangenen 30 Jahren Festivalgeschichte auszuwählen. Im Rahmen der Akademie werden wir an jedem Tag ein Wunschprojekt zeigen, das bis um 19 Uhr des Folgetags abrufbar sein wird. In einem Chat können Sie live mit Journalist*innen von Kritik gestalten über die ausgewählten Arbeiten ins Gespräch kommen oder wissenswerte Hintergrundinformationen in Erfahrung bringen.
Der Verein arbeitet an der Entwicklung einer vornehmlich digitalen Plattform zur Erschließung und Verzeichnung der Archivalien der Freien Darstellenden Künste. Getragen wird die Initiative u. a. vom Bundesverband Freie Darstellende Künste (BFDK), vom Dachverband Tanz, vom NRW KULTURsekretariat und vom Internationalen Theaterinstitut (ITI). Im Rahmen der Impulse-AKADEMIE hält der Verein seine offizielle Jahreshauptversammlung ab.
Im Rahmen des digitalen Archivs richten PIMA, alias Pia Janssen und Malin Harff, ein Lab ein und bieten fünf Online-Workshops an. Mit interessierten Besucher*innen wollen sie Möglichkeiten eines performativen Archivs mit einer assoziativen Verschlagwortung erkunden und diskutieren: Welche Kontextualisierungen eröffnen sich durch eine hierarchiefreie Verschlagwortung? Welche sensorischen, lyrischen, deskriptiven Wörter würdest du deinen Projekten zuschreiben? Welche Vorstellungen und Handlungsvorgänge werden dadurch ausgelöst?
Online Workshops
Sonntag 6. Juni 2021
11-12 Uhr
13-14 Uhr
Theatergeschichte zum Anfassen! Sie wollten schon immer das Manuskript der Eröffnungsrede des ersten Festivals 1990 in den Händen halten? Ein Schamhaar aus She She Pops „50 Grades of Shame“ (2016)? Oder Heidis Cowboyhut aus René Polleschs „Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ (2000)? Leihen Sie Archivalien aus und sprechen Sie mit den Mitarbeiter*innen von notfoundyet über die Geschichten hinter den Objekten.
Sie können uns gerne schon jetzt unter archiv-vorbestellung@impulsefestival.de mit der Beschaffung eines Objekts beauftragen und dieses zu den Öffnungszeiten unseres Shops abholen oder Sie kommen direkt vorbei und wählen aus unserem reichhaltigen Objektsortiment aus.
Statt den Blick auf die Vergangenheit zu werfen, wagen die Studierenden der Theaterwissenschaft und der Szenischen Forschung die Operation am offenen Herzen: In einem unmöglich anmutenden Unterfangen archivieren sie fortlaufend das diesjährige Festival. Was soll bleiben? Was kann weg? Gemeinsam wählen sie Objekte, Momente und Vorgänge aus, notieren, sammeln und werfen weg. Wie lässt sich das Davor, Dazwischen und Danach eines Festivals erfassen? Was wird ausgewählt, was nicht, und warum diese Auswahl?
Mit: Nina Tecklenburg (Interrobang), David Weigend (Zukunftsforscher, Futurium), Gerd-Christian Weniger (Archäologe, ehemaliger Leiter des Neanderthal Museums), Moderation: Thomas Kaestle
Jedes Archiv enthält auch eine mögliche Zukunft. Aber welche Geschichten wollen wir überhaupt fortschreiben? Was wird morgen wichtig sein? Welche Dokumente können in der Zukunft überhaupt gelesen und gedeutet werden? Ein Gespräch über Kulturtechniken, Technologien und Utopien.
Das Gespräch wird aufgezeichnet und ist danach on demand unter „Archiv Gespräche“ zu sehen.
Mit: Künstler*innen der AKADEMIE sowie Jürgen Bacia (Leitung Archiv für alternatives Schrifttum), Christian Esch (Leiter NRW KULTURsekretariat), Bettina Milz (Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Referatsleitung Theater und Tanz), Wolfgang Schneider (Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V.), Eva-Maria Seng (Professorin für Materielles und Immaterielles Kulturerbe, Universität Paderborn) und Martina Wiech (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Leitung Abteilung Rheinland)
Begrüßung: Ulrike Seybold (Geschäftsführerin NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste e.V.)
Moderation: Christine Henniger (Internationales Theater Institut) und Harald Redmer (im Auftrag des NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste).
Die AKADEMIE schließt mit einer Diskussion zwischen Expert*innen aus Politik und Wissenschaft und Künstler*innen des Archivs über die Bedeutung von Archivarbeit für die künstlerische Arbeit, spezifische künstlerische Zugänge zur Archivpraxis und Fragen zur kultur- und gesellschaftspolitischen Relevanz eines Archivs der Freien Darstellenden Künste.
Eine Kooperation von NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Bundesverband Freie Darstellende Künste und Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V.
Bis jeweils zwei Tage vor dem Sendetermin haben Sie die Möglichkeit, sich auf unserer Homepage ihr Lieblingsprojekt aus den vergangenen 30 Jahren Festivalgeschichte auszuwählen. Im Rahmen der Akademie werden wir an jedem Tag ein Wunschprojekt zeigen, das bis um 19 Uhr des Folgetags abrufbar sein wird. In einem Chat können Sie live mit Journalist*innen von Kritik gestalten über die ausgewählten Arbeiten ins Gespräch kommen oder wissenswerte Hintergrundinformationen in Erfahrung bringen.
Info
Ausgewählte Künstler*innen haben im Rahmen von Forschungsresidenzen ihren eigenen künstlerischen Zugang zu den Relikten vergangener Festivals entwickelt. Sie haben Statistiken, Objekte, Fotos und audiovisuelle Medien, Programmhefte, Pressetexte und Zeitzeug*innen ausgewertet und neu befragt. Dabei haben sie nach dominanten Erzählungen und Utopien gesucht oder kritisch nach dem Unsichtbaren, Marginalisierten und Ausgegrenzten geforscht. Ihre künstlerischen Ansätze können im digitalen Archiv eingesehen werden.
Impulse-Fon // Eine interaktive Zeitreise
Mit dem Impulse-Fon kann das Online-Publikum rund um die Uhr auf Zeitreise gehen. Per Tastenwahl navigieren sich die Besucher*innen durch 31 Jahre akustische Festivalgeschichte. Sie treffen dabei auf wiederbelebte Theatermomente und künstliche Intelligenzen, durchqueren das Meta-Archiv und stoßen vor bis in (un)mögliche Zukunftszenarien. Auch eigene Erfahrungen, Ideen und Gefühle, die während der Reise entstehen, können erforscht und archiviert werden.
Das über den Zeitraum der AKADEMIE täglich anwachsende Online-Archiv kann vom Publikum durchstöbert, kommentiert und durch eigene Beiträge interaktiv erweitert und mitgestaltet werden. Das Impulse-Fon und seine Geschichten sind grenzenlos, subjektiv und spekulativ.
Das Impulse-Fon ist ab dem 2. Juni jederzeit per Smartphone oder Computer zugänglich. Kopfhörer werden empfohlen.
Konzept: Interrobang
Realisation: Till Müller-Klug, Nina Tecklenburg, Lajos Talamonti und Lisa Großmann
Musik und Soundbearbeitung: Friedrich Greiling
Programmierung: Florian Fischer
Transkriptionen, Mitarbeit, Beta-Tests: Annelie Uhlig und Christina Reuter
Chorus
Was gab es 1990 zu sagen, und was muss auf dem Weg ins Jetzt dringlicher wieder oder anders benannt werden? Was wurde erreicht, wodurch sind wir gewachsen oder aber woran als Menschen kollektiv gescheitert? Christina Irrgang versammelt Stimmen von Zeitzeug:innen aus 30 Jahren Festivalgeschichte und damit Erinnerungen und „Impulse“, die das Festival gesetzt hat. Auf einem Karteikartensystem und assoziativer Notation basierende Gespräche sind Ausgangspunkt für ein vielstimmiges Archiv subjektiv erlebter Geschichte, das den Besucher:innen die Möglichkeit gibt, mit Zeitzeug:innen in Kontakt zu treten: durch Gesprochenes, Geschriebenes, Gehörtes. Eine Oral History, die nicht zuletzt darauf abzielt, begreifbar zu machen, wo das Freie Theater heute ästhetisch, politisch und ökonomisch steht.
Spielregeln zur Gesprächsführung
Jede:r Gesprächspartner:in erhält eine gleiche Anzahl an unbeschriebenen Karteikarten und notiert darauf Begriffe zu einem zuvor festgelegten Themengebiet im Kontext des Impulse Theater Festivals. Die Karten werden anschließend umgedreht, durchmischt und – aufgrund des pandemisch bedingten Fehlens einer gemeinsamen räumlichen Präsenz – entsprechend der Gesamtzahl der verwendeten Karten durchnummeriert. Allen Teilnehmenden liegen außerdem Nummernkarten im Umfang der insgesamt verwendeten Karten vor, die durch abwechselndes Ziehen das Aufdecken einer jeweiligen Gesprächskarte bestimmen. Über den auf der Karte notierten Begriff tauschen sich die Teilnehmenden so lang aus, bis sie beschließen, zum nächsten Ziehen einer Nummer, zum Aufdecken der jeweiligen Karte und zu einem neuen Aspekt im Gespräch überzugehen u.s.f. Die Abfolge des Aufdeckens der Karten wird durch einen Zufallsfaktor bestimmt, und somit auch der Verlauf des assoziativen Gesprächs.
Haiko Pfost und Christina Irrgang im Gespräch
Der Dramaturg, Kurator, Theater- und Festivalleiter Haiko Pfost ist seit 2018 künstlerischer Leiter des Impulse Theater Festivals. Versammlung, politisches Theater, Realitätsanspruch und die Bedeutung körperlicher Präsenz sind Teil dieses Gesprächs, das am 05.07.2021 geführt wurde. Hiermit findet die Reihe „CHORUS“ im Rahmen der Impulse Akademie vorerst eine Zäsur.
Christian Esch und Christina Irrgang im Gespräch
Der Musikwissenschaftler, Produzent, Redakteur und Dramaturg Christian Esch ist seit 2004 Direktor des NRW KULTURsekretariats, das als Veranstalter des Impulse Theater Festivals fungiert. Die Entwicklung des Festivals mit Blick auf Gemeinschafts- und Archivierungsprozesse des Freien Theaters sind Gegenstand des Gesprächs, das am 02.07.2021 geführt wurde.
Boris Nikitin und Christina Irrgang im Gespräch
Der Theaterregisseur, -kurator und Autor Boris Nikitin ist beim Impulse Theater Festival mit den Stücken „Woyzeck“, „F wie Fälschung“ (beide 2009), „Martin Luther Propagandastück“ (2016) und „Hamlet“ (2017) beteiligt gewesen. Fiktion, Möglichkeiten und Verwundbarkeit sind Begriffe, aus denen sich das Gespräch, das am 07.06.2021 geführt wurde, herausgebildet hat.
Tom Stromberg, Matthias von Hartz und Christina Irrgang im Gespräch
Der Theaterproduzent, Regisseur und Intendant Tom Stromberg und der Regisseur, Kurator und Festivalleiter Matthias von Hartz waren 2007 bis 20011 gemeinsam künstlerische Leiter des Impulse Theater Festivals. Klimawandel, die Figur des Othello, Zivilcourage und die Fahrten zwischen den Schauplätzen des Festivals sind Themen, die aus diesem Gespräch hervorgehen, das am 07.06.2021 geführt wurde.
Stefan Keim, Dorothea Marcus und Christina Irrgang im Gespräch
Die Journalisten Stefan Keim und Dorothea Marcus haben das Impulse Theater Festival über Jahre hinweg kulturkritisch begleitet. Welche Erlebnisse verbleiben? Geteilte Erfahrungsräume, nachhaltige Berührungsmomente, existenzielle Gefühle, Freude und Langeweile bilden Aspekte dieses Gespräches, das am 06.06.2021 geführt wurde.
Monika Gintersdorfer, Knut Klaßen und Christina Irrgang im Gespräch
Gintersdorfer/Klaßen sind beim Impulse Theater Festival mit den folgenden Produktionen beteiligt gewesen: „Othello c’est qui“ (2009), „Betrügen – La Jet Set“ (2009), „Das neue schwarze Denken – Chefferie“ (2015) und „Der Botschafter – Ein deutsch-afrikanisches Singspiel“ (2016). Facetten des Übersetzens, leere Bühnen und das Erinnern sind u.a. Begriffe, aus denen heraus sich dieses Gespräch, das am 05.06.2021 geführt wurde, entwickelt hat.
God’s Entertainment
Viktoria Hauser, Boris Ceko, Maja Degirmendzic und Christina Irrgang im Gespräch
Das Kollektiv God’s Entertainment arbeitet in den Bereichen Performance, Happening, Visual-Art und Sound und ist beim Impulse Theater Festival mit den folgenden Projekten beteiligt gewesen: „Fight Club – Realtekken“ (2007), „Stadt ist anders“ (2007) mit „Bochum ist anders“ und „Mülheim ist anders“, sowie mit „Trans-Europa-Bollywood“ (2011) zusammen mit Super Nase & Co. In dem Gespräch, das am 04.06.2021 geführt wurde, geht es um Zucker, das Performical, Trans, das Einnehmen von Haltung und den Körper als Ort der Auseinandersetzung.
Dirk Cieslak und Christina Irrgang im Gespräch
Der Regisseur und Theatermacher Dirk Cieslak ist beim Impulse Theater Festival mit den Stücken „Lockvögel“ (1991) und „Café Dutschke“ (2003/04) beteiligt gewesen. Situationen der Verständigung sind Teil des Gesprächs, das am 03.06.2021 geführt wurde.
Dietmar Kobboldt und Christina Irrgang im Gespräch
Dietmar Kobboldt — Kobby — ist freier Regisseur und Leiter der Studiobühne Köln. Das Impulse Theater Festival hat ihn seit 1992 begleitet. Das Gespräch wurde im Rahmen der Eröffnung des Impulse Theater Festivals am 02.06.2021 in der Impulse Akademie#1 in Düsseldorf in Interaktion mit Zuschauenden live/hybrid geführt.
Florian Malzacher und Christina Irrgang im Gespräch
Der Autor, Dramaturg und Kurator für zeitgenössische performative Künste Florian Malzacher war 2013 bis 2017 als künstlerischer Leiter des Impulse Theater Festivals tätig. Formen und Begriffe von Theater, die die Gemeinschaft fassen, sind Teil dieses Gesprächs, das am 01.06.2021 geführt wurde.
She She Pop
Lisa Lucassen, Ilia Papatheodorou und Christina Irrgang im Gespräch
Das Performance-Kollektiv She She Pop ist am Impulse Theater Festival mit den folgenden Produktionen beteiligt gewesen: „Die Relevanz Show“ (2007), „Testament – Verspätete Vorbereitungen zum Generationswechsel nach Lear“ (2011), für das sie mit dem Preis des Goethe-Instituts beim Impulse Theater Festival ausgezeichnet worden sind, mit „Schubladen“ (2013), „50 Grades of Shame – Ein Bilderbogen nach Wedekinds ‚Frühlings Erwachen’“, (2016), „Besessen – Ein kollektiver Monolog“ (2017), „Oratorium – Kollektive Andacht zu einem wohlgehüteten Geheimnis“ (2018) und zuletzt in Reaktion auf die pandemisch bedingte Schließung von Theatern mit dem „Telefon-Kanon“ (2020). Das Gespräch wurde am 31.05.2021 zwischen Lisa Lucassen, Ilia Papatheodorou und Christina Irrgang geführt.
Christoph Frick und Christina Irrgang im Gespräch
Der Regisseur Christoph Frick ist beim Impulse Theater Festival mit den Stücken „Jetzt-Jetzt-Jetzt“ (1991), „Pola – eine einfache Geschichte“ (1995) und „Die Krönung“ (1996) beteiligt gewesen. Das Gespräch wurde am 26.05.2021 geführt.
Exzerpte: Udo Balzer
Auszüge aus einem Gespräch über die Anfänge des Impulse Theater Festivals
zwischen Udo Balzer, Christina Irrgang und Haiko Pfost
am 17.02.2020 im Ringlokschuppen, Mülheim an der Ruhr
Exzerpte: Nicola Bramkamp
Auszüge aus einem Gespräch über das Impulse Theater Festival in den frühen 2000ern
zwischen Nicola Bramkamp, Christina Irrgang und Haiko Pfost
am 24.03.2020 via Skype.
OBJET TROUVÉ
Theatergeschichte zum Anfassen! Sie wollten schon immer das Manuskript der Eröffnungsrede des ersten Festivals 1990 in den Händen halten? Ein Schamhaar aus She She Pops „50 Grades of Shame“ (2016)? Oder Heidis Cowboyhut aus René Polleschs „Heidi Hoh arbeitet hier nicht mehr“ (2000)?
Die Mitarbeiter*innen von notfoundyet kümmern sich um Ihr Anliegen. Zum ersten Mal seit 30 Jahren sind Objekte aus drei Jahrzehnten wie Requisiten, Bühnenbilder oder Kostüme öffentlich zugänglich. Leihen Sie Archivalien aus und sprechen Sie mit notfoundyet über die Geschichten hinter den Objekten. Das Künstler*innenduo spielt mit Aura und Authentizitätsversprechen des Archivs und seinem ewigen Dilemma, das Anwesende für das Abwesende sprechen lassen zu müssen.
OBJEKT: Nachttopf
Dramagraz, „black jack“, 2004
OBJEKT: Katzenmaske
big, 2nd episode, „Superamas“, 2005
OBJEKT: Geburtstagshütchen und Tröte
Renata Cristallo, Roger Nydegger „Herzstück“, 1997
OBJEKT: Spitzenschuhe/ Ballett
Doris Uhlich, „Spitze“, 2009
OBJEKT: Pistole
Metropol Theater, „I hired a contract killer“, 2001
OBJEKT: Schamhaar
She She Pop, „50 grades of shame“, 2016
OBJEKT: Harness, Leine und Peitsche
Roland Rauschmeier, Alex Bailey, „Consumption as a cause of coming into being“, 2018
OBJEKT: Cowboykostüm
René Pollesch, „Heide Hoh arbeitet hier nicht mehr“, 2000
Sie können uns gerne schon jetzt unter archiv-vorbestellung@impulsefestival.de mit der Beschaffung eines Objekts beauftragen und dieses zu den Öffnungszeiten unseres Shops abholen oder Sie kommen direkt vorbei und wählen aus unserem reichhaltigen Objektsortiment aus.
Es berät Sie das freundliche notfoundyet-Team - Laia Fabre und Thomas Kasebacher.
Ein großer Dank geht an Melina Hylla für die Ausstattung.
GHOSTED ARCHIVES
Was wäre, wenn ein rassismuskritischer Blick auf das Impulse-Archiv offenbarte, dass die gesellschaftlichen Ausschlussmechanismen in diesem Bereich der Kunst ebenso gegriffen haben wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft? Was wäre, wenn die Freie Szene als geschlossene Gesellschaft entlarvt würde und die Lücken im Archiv sich als klaffende Wunden offenbarten, die das schöne Erinnern stören? Ein Szenario, dem sich die Önder-Geschwister als fachlich ausgebildete Spaßverderberinnen filmisch nähern wollen. Zwischen Fakt und Fiktion, Re- und Dekonstruktion werden marginalisierte Stimmen wie eine Heimsuchung aus der Ferne hörbar: Was erzählen uns die Geister? Was verschweigen sie uns? Warum und wie wurden sie am Zugang zu den Orten der Kulturproduktion gehindert? Und was können wir von ihnen lernen?
GHOSTED ARCHIVES ist eine Videoinstallation, die als performative Befragung der Routinen und Mechanismen in der Herstellung von Archiven verstanden werden kann: Wessen Kunst findet Eingang in die Archive, und wie wirken die Lücken in den Beständen in unsere Gegenwart hinein?
Ghosted Archive I
Ghosted Archive II
Kamera: Anton Kaun
Ghosted Archive III
Found Footage
Musik: Ferhunde Hanimin Kizlari
Zitat: Bilgin Ayata, Silencing the Present, 2016
STAR - DUST - KULT
Wir sind es gewohnt, Stars und Sternchen auf der Bühne zu sehen, aber es gibt auch Spuren von Himmelslichtern, die so klein sind, dass man sie gar nicht sieht: Mikrometeoriten reisen luftgetragen als kosmischer Staub in die Tiefen der Bühne. “The cosmos is within us. We are made of star-stuff“, lautet eines der bekanntesten Zitate des Astrophysikers Carl Sagan, denn die Grundbausteine unserer irdischen Existenz – Wasserstoff, Kohlenstoff, oder Sauerstoff – entstanden bei Urknall, Kernfusionsprozessen oder Sternexplosionen. Als Staub überdauern diese Atome Milliarden von Jahren, bevor sie sich erneut mit anderen Atomen zusammenballen und neue Sterne samt Planeten formen. Jedes Atom auf der Erde, somit auch jedes Atom des menschlichen Körpers, ist diesen Weg gegangen. Diese astrophysische Verbindung teilen wir mit unseren unzähligen nicht-menschlichen Geschwistern: Tieren, Pflanzen, Insekten, Plankton, Bakterien und Viren. Lucie Strecker sucht nun mit Victoria Vesna, Expertin für die künstlerische Forschung zu extraterrestrischem Staub, auf Bühnen des Impulse Theater Festivals der letzten 30 Jahre nach Mikrometeoriten.
„There are million little strings attached to every choice that you make. You can destroy your life every time that you choose. And they say there’s no fate, but there is. It’s what you create. And even though this world goes on for eons and eons and eons, you are only there for fraction of a fraction of a second.“
(Aus: Cry Me A River,
Anna Mendelssohn, Konzept/Regie/Performance,
03. 07. 2011, Mülheim an der Ruhr, Ringlokschuppen)
Star-Dust-Kult. Die Ernte.
Idee: Lucie Strecker und Victoria Vesna
Performance: Lucie Strecker
Stimmen: Anna Mendelssohn, Jürgen J. Straub, Justine Parson
Animation und Musik aus: [Alien] Star Dust, mit freundlicher Genehmigung von Victoria Vesna
Musik aus: Cry Me a River, mit freundlicher Genehmigung von Anna Mendelssohn
Kamera: Lucas Düllingen
Filmschnitt: David Pujadas-Bosch
Dramaturgische Unterstützung: Kerstin Schütze
© 2021
Victoria Vesna zur künstlerischen Arbeit mit extraterrestrischem Staub im Interview mit Lucie Strecker, 26. 05. 2021
3000 BLATT ODER OPERATION REISSWOLF
Otmar Wagners Konzept ließ sich leider aufgrund der unkalkulierbaren Corona-Situation nicht realisieren. Da unser Interesse primär den Forschungsprozessen und unterschiedlichen Ansätzen gilt, haben wir uns entschieden, seine Konzeption sichtbar zu machen.
Bei diesem Projekt handelt es sich um eine offene 5-tägige 'durational performance', deren Rahmen ein schlichter konzeptueller Ansatz bildet: Ausdrucken (digitaler Daten) - Raumgestaltung mit den Papierbögen - performative Aktionen (mit den Texten und Bildern sowie zusätzlichem Equipment) - Schreddern der Papiere - Befüllung und Hängung der Säcke mit den Schnipseln. Otmar Wagner schreibt dazu: "Das eigentlich Interessante für mich dabei ist nicht der Vorgang selbst, sondern, was in offener 'künstlerischer Forschung' mit, durch und zwischen den Aktionsteilen geschieht (Zustands- und Atmosphären-Veränderungen von Raum / Material / Performer)."
Die in den klaustrophobisch anmutenden Kellerräumen des Düsseldorfer Archiv-Gebäudes vorhandenen Regalelemente werden als 'Lagerstatt' für den Performer, technisches Equipment und Projektionsapparaturen genutzt. Ein Stand-Kopiergerät, mehrere im Raum hängende Aktenvernichter, transparente Säcke mit der Aufschrift 'KUNSTSTOFFE' bilden weitere Elemente einer zunächst geordneten Rauminstallation - ergänzt durch eine mobile Kamera / Beamer und einen Overheadprojektor. Die Geräte und Raumelemente sind weitgehend mit Kontaktmikros bestückt - ihre Geräusche und Klänge werden in ein Klangverarbeitungssystem aus Loopern, Harmonizern, Soundmodulatoren eingespeist und musikalisch be- und verarbeitet, der Raum wird zum Soundscape.
Das vorab gesammelte digitale Textmaterial besteht in erster Linie aus Programmheft-Vorworten, Interviews und Begleittexten, Presseartikeln des Impulse Festivals, sowie generellen Theaterdebatten der jeweiligen Jahre (Material, das sich dem 'Nachdenken über Freies Theater' - so der Untertitel einer Impulse-Publikation - widmet), ergänzt durch grundsätzliche Literatur über Archive / Erinnern / Vergessen, wie etwa Aleida Assmanns Erinnerungsräume, Peter Melichars Tote und lebendige Archive, Feigl & Schröder über Performance + Archive, Freuds Notiz über den „Wunderblock“, Günter Butzer u.a. über Kulturelles Vergessen, Wehrens Überlegungen zum Körper als Archiv, Peter Zeilingers Zur politischen Bedeutung von Erinnerung, Klaus Kastberger u.a. über den Schauplatz Archiv, Lars Moritz' Performing the Archive u.a.
Der Analogisierungs- und Verarbeitungsprozess bis hin zum Schreddern des Materials wird in rituellen Akten vollzogen - hier geht es nicht um analytische, sondern um rituelle Praktiken. Otmar Wagner formuliert das so: "Der Ansatz ist, 'animistische' und 'kultische' Ästhetiken zu zitieren und zu exorzieren - die Objekt-Arrangements verweisen auf Altar-Installationen, die performativen Handlungen auf rituelle Beschwörungspraktiken. ('Strategie der Affirmation' - Brechung durch Überhöhung / Gratwanderung zwischen Pathos und Banalität)." Die auditive Verarbeitung des Text- und Bildmaterials erfolgt auf mehreren Ebenen, die während der Residenz erforscht werden. Dabei setzt Otmar Wagner auf sein Konzept der 'Territorien, die gesungen werden müssen' - Texte als zum Klingen gebrachte Denkräume.
Wagner sagt: "Der Raum ist ein Operationssaal (Orlan), der eine Galerie und ein Bunker nach dem 3. Weltkrieg (Heiner Müller) ist. Vielleicht entstehen im Zuge der Überführung von digitalem Material in analoges Material und der plastischen Transformation dieses analogen Materials weitere Aktionen im experimentellen Umgang mit dem Material und den Instrumentarien. Ich kann mir vorstellen, dass es notwendig sein wird, das Kopiergerät ausgiebig sexuell zu penetrieren oder die Aktenvernichter selbst der Vernichtung preiszugeben."
Der Kulturforscher und Dramaturg Dr. Henning Fülle im Gespräch mit Otmar Wagner über
3000 BLATT ODER OPERATION REISSWOLF
Info
Fünf Künstler*innenkollektive aus NRW sind im Rahmen von Forschungsstipendien des Impulse Theater Festivals/ KULTURsekretariat NRW der Frage nachgegangen, wie eine Archivierung ihrer eigenen künstlerischen Arbeit funktionieren kann. Beim Durchstöbern ihrer Archivbestände haben sie unterschiedliche künstlerische Strategien zur (Selbst-)Archivierung an der Schnittstelle von Theater, Archiv und digitaler Kunst erprobt. Die Zwischenstände ihrer Forschung stellen sie im digitalen Archiv vor
Beratende Expert*innen: Christine Henniger (Internationales Theaterinstitut, Berlin), Birk Schindler (nota.space), Markus Schubert (Programmierer), Grit Schuster (Game-Designerin), Dorothea Volz (Theaterwissenschaftliche Sammlung, Universität Köln)
Die Stipendien wurden gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Anna Kpok auf der Suche nach der kollektiven Zeit
Alle Beteiligten wurden im Vorfeld getestet entsprechend der gültigen Coronaschutzverordnung.
Bierdeckel, Postkarten, Schaufensterpuppen, DIY Mischpult, Kosmo-Leggings. Jede*r, die/ der zum Kollektiv Anna Kpok gehört (und das sind viele), hat irgendwo ein Überbleibsel aus einer Produktion. Diese Gegenstände führen zu einer Erinnerung und verbinden die Einzelnen mit dem Kollektiv.
Im Rahmen des Forschungsstipendiums Geschichte wird gemacht sammelt Anna Kpok diese Dinge und ihre Geschichten und hält sie in Interviews und Bildern fest. Ziel ist es herauszufinden, ob ein Archiv das Gefühl festhalten kann, Teil eines Kollektivs zu sein. Es wäre ein Archiv der kollektiven Reste, eines, das nachspürt, wie die einzelnen Annas mit dem Kollektiv verbunden waren und es immer noch sind.
Ausschnitt aus der Demo-Version des Computerspiels
Da Anna Kpok gerne ihr Publikum einlädt, mit ihr auf die Suche zu gehen, soll das gesammelte Material in Form eines Computerspiels zugänglich sein. Darin steuern die Spieler*innen den Avatar Anna Kpok durch ein abstraktes Bochum und stellen selbst die Verbindungen zwischen den Orten, den Gegenständen und den Interviews her.
Von: Emese Bodolay, Gabor Bodolay, Mia Sellmann, Grit Schuster und Almut Pape
100 MÄNNER, 100 KUCHEN, 100 (POP-)DIVEN
Alle Beteiligten wurden im Vorfeld getestet entsprechend der gültigen Coronaschutzverordnung.
Çakey Blond laden zum performativen Kaffeekränzchen! Dabei geht es um die drei zentralen Motivgruppen im Schaffen des Performanceduos: Männer, Kuchen und (Pop-)Diven. Welchen konzeptionellen Einfluss haben Lady Gaga, Marmorkuchen und dieser eine One-Night-Stand auf die Performances von Çakey Blond? Welche Texte, Scores oder szenischen Experimente sind von Buttercremetorte, Barbra Streisand oder jener unvergesslichen Teenagerromanze inspiriert? In drei thematischen Listen mit jeweils 100 Einträgen hat das Duo Teilaspekte seines bisherigen Schaffens je einem Eintrag zugeordnet. Aus den Listen entsteht ein limitiertes Künstlerbuch, das im Zentrum der Begegnungen mit dem Publikum steht, bei dem Çakey Blond aus einem Konvolut von Souvenirs, Chatverläufen, Musikalben, Rechnungen, verworfenen Konzepten, Rezepten und anderen Erinnerungsstücken eine Autohommage auf sich selbst zelebrieren.
Bestellen Sie schon jetzt kostenlos das Archivbuch von Çakey Blond, das wir Ihnen gerne zusenden. Während der Online-Lesung können Sie sich in einem Live-Chat ihre Lieblingskapitel und Most-Wanted-Pop-Diven vom Künstler-Duo wünschen. Bestellungen unter popdiven@impulsefestival.de
Futur3 und Andreas Maria Fohr: PORTABLE ARCHIVE
Alle Beteiligten wurden im Vorfeld getestet entsprechend der gültigen Coronaschutzverordnung.
In diesem Archiv können Besucher*innen ausgewählte Produktionen aus über 20 Jahren Theaterarbeit von Futur3 reaktivieren. In Boxen finden sich Bruch- und Versatzstücke, Performance-„Grundrisse“ sowie Akteur-, Ereignis- und Kontextkarten zu jeweils einer Inszenierung – freigegeben für subjektive Interpretationen, für neue Sinnzusammenhänge innerhalb, zwischen und außerhalb der Werke. Zu zweit spielen die Besucher*innen für- und miteinander, um das gefundene Material neu zu aktivieren, in eigene Kontexte zu stellen und die vergangene Inszenierung fortzuschreiben, subjektiv und unvorhersehbar.
Arbeitsprozess // Praxis
FREIRAUM.digital
Im Januar 2020 öffnete der FREIRAUM in Düsseldorf-Flingern seine Pforten: ein Konzeptions- und Arbeitsort für die Künste und kunstnahen Wissenschaften, mit Co-Working Spaces, Stillarbeitsraum und Atelier-Raum für Konzeptionsproben. Ein Ort für künstlerische Entwicklung und Erprobung ohne Produktions- oder Veröffentlichungszwänge, aber selbstverständlicher Nähe verschiedener Disziplinen aus Kunst und Forschung, zwischen Studierenden, Theoretiker*innen, Praktiker*innen. Ein Ort der Erprobung neuer Kollaborationen und Strategien, ein Ort für Scheitern und Neustart. Gerade fand sich im FREIRAUM ein lebendiger Alltag, als der Lockdown uns mit der Möglichkeit persönlicher Begegnung die Basis unserer Arbeit im FREIRAUM nahm. Ausgehend davon begann das FREIRAUM-Team erste Überlegungen für einen FREIRAUM.digital anzustellen: Wie können Begegnungen ins Digitale übertragen werden, neue (Arbeits-)Gemeinschaften auch ohne physische Nähe entstehen, wie spontane Impulse festgehalten oder Skizzen digital sichtbar werden? Welche Möglichkeiten gibt es - ausgehend von diesen ephemeren Prozessen - eine neue Form von Archivierung zu denken und so die verschiedensten Stimmen sicht- und hörbar zu machen, sodass eine Gemeinschaft, eine Community entstehen kann?
Alle Beteiligten wurden im Vorfeld getestet entsprechend der gültigen Coronaschutzverordnung.
Seit Beginn des Jahres erforscht das FREIRAUM-Team in Kooperation mit Künstler*innen und Expert*innen unterschiedlicher Disziplinen die verschiedenen Möglichkeiten, um geschützte digitale Arbeitsräume für kollaborative Produktionen und Präsentationen anzubieten/zu kreieren. Informelle, (halb-)öffentliche und zufällige Begegnungen sollen erlebbar werden. Das Team experimentiert mit Formen flüchtig-vergänglichen Zeigens und Interagierens, sowie einer übersichtlichen, längerfristig mitwachsenden Form der Archivierung. Als lebendiges System konzipiert, soll sich der FREIRAUM.digital organisch mit den Bedürfnissen seiner Nutzer*innen weiterentwickeln und so zu einem Neudenken von Archivierung beitragen. Der FREIRAUM.digital soll die Reichweite und Resonanz des analogen FREIRAUM Projektes noch ergänzen - einen analogen und digitalen Raum bieten für eine gemeinsame Stimme oder viele diverse Stimmen, die sich in einem lebendigen Austausch befinden. Die folgenden vier Funktionen möchten wir im FREIRAUM.digital besonders berücksichtigen: das Präsentieren, Archivieren, Interagieren und Diskutieren. Inhalte, Fragen, Ideen, Arbeiten, Kontroversen, Perspektiven und Diskurse der FREIRAUM Community und externer Impulsgeber*innen sollen Sichtbarkeit, Stimme, Feedback und Archivierungsmöglichkeiten finden.
Im Rahmen unserer FREIRAUM.digital Recherchen beschäftigen uns aktuell folgende Schwerpunkte (tbc.):
- Körper // Digitalität: Ausgehend vom Körper als Basis, wie es auch beim Tanz der Fall ist, haben wir uns durch verschiedene digitale Welten in 2D und 3D bewegt. Wie überträgt sich die Körper- und Raumerfahrung von der analogen in die digitale Welt? Welche Entsprechungen und Differenzen sollten berücksichtigt werden im FREIRAUM.digital?
- Archivierung // Digitale Spuren: Nach einer ersten Bedarfsabfrage der FREIRAUM Nutzer*innen hat sich das Thema Archiv in unserer Recherche in die beiden Bereiche dauerhafte Sichtbarkeiten und ephemere Spuren geteilt. Wie dokumentieren wir die FREIRAUM Begegnungen nachhaltig? Was können digitale Spuren sein und wie entstehen sie? Wie können sie manifestiert werden, ohne zu einem Produktionszwang zu führen?
- Teilhabe // Interaktion: Als Community-basierter Ort interessieren uns auch im Digitalen partizipatorische Möglichkeiten und wechselseitige Interaktionsprozesse auf Augenhöhe. Wie kann im digitalen Raum rege Beteiligung und respektvoller Austausch initiiert werden? Wie muss ein digitaler Raum aufgebaut sein, damit das Gefühl entsteht, ihn erobern zu können? Wie werden diese Interaktionen moderiert? Wie sammeln wir Inhalte der Nutzer*innen und wer pflegt diese ein? Welche Hierarchien finden sich in bestehenden digitalen Räumen und wie können wir sie aufbrechen?
- Design // Access: In Bezug auf das Design ist uns ein verständliches Framing wichtig, das dennoch nicht zu viel vorgibt und Raum zum freien Denken/Austauschen/Präsentieren lässt. Wie entwickeln wir bestehende Designs/Ästhetiken/User Interfaces von Tools weiter, um sie an die Bedürfnisse des FREIRAUMs anzupassen? Welche Technik setzen wir bei den Nutzer*innen voraus, um Teil unserer Plattform zu werden? Wie niedrigschwellig und offen für externe Impulse sind wir digital? Wie geschützt sind unsere digitalen Räume?
PIMA LAB (pentagonism intraspace movement archive)
Alle Beteiligten wurden im Vorfeld getestet entsprechend der gültigen Coronaschutzverordnung.
In der Impulse-AKADEMIE forscht PIMA LAB an Fragen von Präsentation, Recherche und Vernetzung. In der räumlichen Versuchsanordnung des LABs werden die Anforderungen an ein digital-künstlerisches Archiv gemeinsam mit den Besucher*innen diskutiert. PIMA will mit den gewonnenen Erkenntnissen ein kollaboratives Archiv-Game für die darstellenden Künste entwickeln, das durch eine nichtlineare und assoziative Suche Möglichkeits(T)räume der Vernetzung schafft. Ziel ist der Aufbau einer Online-Plattform zur Vernetzung und Präsentation der Künstler*innen.
Im Rahmen des digitalen Archivs richten PIMA, alias Pia Janssen und Malin Harff, ein Lab ein und bieten fünf Online-Workshops an. Mit interessierten Besucher*innen wollen sie Möglichkeiten eines performativen Archivs mit einer assoziativen Verschlagwortung erkunden und diskutieren: Welche Kontextualisierungen eröffnen sich durch eine hierarchiefreie Verschlagwortung? Welche sensorischen, lyrischen, deskriptiven Wörter würdest du deinen Projekten zuschreiben? Welche Vorstellungen und Handlungsvorgänge werden dadurch ausgelöst?
Online Workshops
Samstag 5. Juni 2021
10-11 Uhr
12-13 Uhr
14-15 Uhr
Online Workshops
Sonntag 6. Juni 2021
11-12 Uhr
13-14 Uhr
Info
Im Rahmen der AKADEMIE #1 haben Studierende aus Szenischer Forschung, Bühnen- und Kostümbild und Theaterwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum und der Hochschule für Bildende Künste Dresden zu Geschichte und Gegenwart des Impulse Theater Festivals geforscht und präsentieren nun ihre Ergebnisse im digitalen Archiv.
Ruhr-Universität Bochum
Studierende des Instituts für Theaterwissenschaft
Evgenija Gerciu, Amir Mirzaei, Alina Rohde, Nooshin Seifi
Leitung: Marlin de Haan
Statt den Blick auf die Vergangenheit zu werfen, wagen die Studierenden der Theaterwissenschaft und der Szenischen Forschung die Operation am offenen Herzen: In einem unmöglich anmutenden Unterfangen archivieren sie fortlaufend das diesjährige Festival. Was soll bleiben? Was kann weg? Gemeinsam wählen sie Objekte, Momente und Vorgänge aus, notieren, sammeln und werfen weg. Wie lässt sich das Davor, Dazwischen und Danach eines Festivals erfassen? Was wird ausgewählt, was nicht, und warum diese Auswahl?
Die Sammlung 2021 wird vom 02. - 06. Juni 2021 in der Vitrine des sonneundsolche, Birkenstrasse 44 in Düsseldorf, gezeigt, täglich von 15 bis 17 Uhr aktualisiert und im digitalen Archiv des Festivals ergänzt.
Tag 1
„Ich bin durchsichtig, andere Leute sehen mich nicht!!!“
Tag 2
O-Ton einer Interviewpartnerin am Telefon: „Es wird Zeit, die Ellenbogen auszufahren“
Tag 3
„Hate me, tender.“
Tag 4
Eine erste Reaktion auf das, was wir da gesehen haben:
„Ich bin zwar die erste Generation, aber das bin ich. Das ist aus meinem Archiv.“
Tag 5:
„Unterscheidet Euch!“
Ruhr-Universität Bochum
Marlene Helling, Sophia Helm, Birk-André Hildebrandt, Felix Schwaiger, Ellen Ungerer, Sonja Vallot, Laura Zielinski (Studierende des Instituts für Theaterwissenschaft)
Leitung: Valeska Klug
Gäste: Henning Fülle, Christine Henniger, Dorothea Volz, Maxim Wittenbecher
Was hat sich in drei Festivaljahrzehnten thematisch, ästhetisch und strukturell beim Impulse Theater Festival getan? Aus der Perspektive von der Archäolog*innen und Archivar*innen haben Theaterwissenschaftsstudierende der Ruhr-Universität Bochum Programmhefte und Korrespondenzen, Fotos, Presseartikel, Essays und all das, was das Impulse-Archiv hergibt, durchforstet. Was wurde aufbewahrt – was fehlt? Was bedeutet das für die Erinnerung an 30 Jahre Impulse? Wie können daraus wiederum neue Dinge entstehen? Die Seminarteilnehmer*innen haben sich mit dem Material auseinandergesetzt, es befragt, zerlegt und collagiert. Im Rahmen der Impulse-AKADEMIE präsentieren sie die Erkenntnisse aus ihren Recherchen in eigenen künstlerischen Arbeiten.
Felix Schwaiger
"Chaos ist Urzustand"
Wer bestimmt, was in ein Archiv gelangt? Und wie? Und was ist mit dem Zeug, welches nicht aufbewahrt wird, was also nicht wichtig genug war, um sich zu erinnern? Ein Gast aus einer anderen Welt, eine vergessene Lebensrealität und zwei Namen auf der Flucht bilden 4 Gedanken, die keine Fragen beantworten, sondern noch mehr aufwerfen.
Mit Texten von M. Foucault und E. M. Remarque und den Stimmen von Maurizia Bachnick, Paul Heimel, Henri Mertens, Luise von Stein und Felix Schwaiger.
Sonja Vallot
"Schnipselarchiv"
30,29,28… in über 30 Jahren Impulse-Festival kommt einiges an Material zusammen, das am Ende nur noch in verrauschten Erinnerungen hängt, wenn es nicht archiviert wird. Das Hörstück Schnipselarchiv greift Worte und Sätze aus dem Archiv jeder Ausgabe des Festivals auf und verwandelt sie in hörbare, rauschende und durchaus verwirrende Erinnerungen, die immer wieder abgespielt werden können. Am Ende steht nur die Frage: Wie geht es weiter?
Ellen Ungerer
„steine-tropfen-heiß“
steine-tropfen-heiß ist eine Collage im doppelten Sinne. Ob, und an welcher Stelle Worte zu Worten, Bilder zu Bildern, oder auch Worte zu Bildern passen, bleibt allen für sich selbst überlassen. Es handelt sich um recycelte Worte und Bilder aus dreißig Jahren Impulse Festival.
Sophia Helm
"Impulse" – Mein Archiv
Als ich mich das erste mal mit dem Archiv von Impulse beschäftigt habe, war ich von so vielen Eindrücken überwältigt. Aus den Eindrücken ist dann diese Collage entstanden, welche nun mein eigenes Archiv dieses Festivals darstellen soll.
Marlene Helling und Laura Zielinski
"Blurry"
"Unser Dank gilt unseren Partnerinnen und Förderinnen, PraktikantInnen, KünstlerbetreuerInnen und den Mitarbeiterinnen des NRW KULTURsekretariats."
- Eine von fünf Erwähnungen über Praktikant:innen auf über 17.324 Seiten Impulse Archiv
In dem Projekt "Blurry" füllen wir die Lücken des Impulse-Archivs mit den Geschichten unstichtbar gewordener Arbeit von Praktikant:innen. Wir fabulieren über ihre Leben, ihre Zigarettenmarke und geben ihnen (unscharfe) Gesichter.
Hochschule für Bildende Künste Dresden
Wiebke Breitenfeld, Hannah Enste, Antonia Krull, Andrea Künemund, Claudine Walter, Mila Weinert, Hans Werner, Hanna Zeyer (Studierende des Studiengangs Bühnen- und Kostümbild) Leitung: Kattrin Michel und Knut Klaßen
In Archiven wird gesammelt, was gemäß der gegenwärtigen kulturellen Ordnung als aufbewahrenswert erscheint. Damit verkörpern Archive einen unauflöslichen Bund von Gesetz und Gedächtnis. Wie könnte dann ein Archiv des Freien Theaters beschaffen sein? Kann es so etwas wie ein „Archiv des Flüchtigen“ überhaupt geben? Die Studierenden haben zu historischen und zeitgenössischen Archiven recherchiert. Ihre Arbeiten spiegeln die Notwendigkeit einer Ordnung und die Lust daran, diese immer wieder zu stören.
Sophia Haller, Antonia Krull
"Staub als Archiv"
In der Videoarbeit "Staub als Archiv“ tritt Staub als sich selbst archivierendes Material in den Mittelpunkt. Durch Photogrammetrie übersetzt, wird das Staubarchiv in einem digitalen Raum erneut archiviert. Die Figur, die sich ergibt, ist eine bruchstückhafte Rekonstruktion einer gewesenen Materialität, eine unmögliche Spur von einmal Gelöschtem.
Hans Werner
„Archiv der Waben“
Im Frühling 2020 musste unsere Klasse für das Vorhaben, beim Impulse Festival in Düsseldorf teilzunehmen umdenken. Die Räumlichkeiten dieses Festivals habe ich also so nachgebaut, dass sie für Bienen zugänglich wurden. Dies führte mich auf eine lange Reise, die der Immersion in die Welt der Bienen nachgeht. Als Weiterführung des vorhergehenden Projekts trat ich den Versuch an, die Dimensionen umzudrehen und die Architektur der Bienen in die menschliche Welt zu übertragen. Dafür entwickelte ich eine Technik, möglichst einfach die Form der Bienenwabe in Menschengröße zu vervielfältigen. Ich hoffe, dass irgendwann viele Menschen an dem fortlaufenden Bau dieser Bienenwaben teilnehmen können und so ebenfalls eine Art Schwarm bilden werden. Dabei interessieren mich Fragen wie: Was ist unser Nektar? Was bedeutet Tanz für uns? Wodurch spüren wir die Gesellschaft? Im Januar 2021 habe ich dieses Projekt zunächst alleine online präsentiert, woraus ein Großteil des Videomaterials entstanden ist.
Claudine Walter, Mila Weinert
„Kunst ist systemrelevant?“
Du bist (nicht) systemrelevant. Mit Beginn der Corona-Situation tauchte plötzlich eine neue Form der Kategorisierung auf. Menschen wurden auf Grund ihres Berufes in relevant und irrelevant eingeteilt. Doch was soll das eigentlich bedeuten? Relevant für welches System? Wer entscheidet das? Und wonach?
Andrea Künemund
„Corona Manifesto“
Info
In den Archiv-Gesprächen diskutieren Expert*innen aus den Forschungsbereichen Kultur- und Medienwissenschaft, Museologie, Historik, oral history und Zukunftsforschung Prozesse des Archivierens zwischen Erinnerungskultur, utopischen Szenarien und dem Sichtbarmachen von Leerstellen.
Täglich von 15:30 Uhr - 17:00 Uhr. Danach sind die Gespräche hier abrufbar.
Sonntag 6.6.2021
Mit: Künstler*innen der AKADEMIE sowie Jürgen Bacia (Leitung Archiv für alternatives Schrifttum), Christian Esch (Leiter NRW KULTURsekretariat), Bettina Milz (Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW, Referatsleitung Theater und Tanz), Wolfgang Schneider (Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V.), Eva-Maria Seng (Professorin für Materielles und Immaterielles Kulturerbe, Universität Paderborn) und Martina Wiech (Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Leitung Abteilung Rheinland)
Begrüßung: Ulrike Seybold (Geschäftsführerin NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste e.V.)
Moderation: Christine Henniger (Internationales Theater Institut) und Harald Redmer (im Auftrag des NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste).
Die AKADEMIE schließt mit einer Diskussion zwischen Expert*innen aus Politik und Wissenschaft und Künstler*innen des Archivs über die Bedeutung von Archivarbeit für die künstlerische Arbeit, spezifische künstlerische Zugänge zur Archivpraxis und Fragen zur kultur- und gesellschaftspolitischen Relevanz eines Archivs der Freien Darstellenden Künste.
Eine Kooperation von NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste, Bundesverband Freie Darstellende Künste und Initiative für die Archive des Freien Theaters e.V.
Mittwoch 2.6.2021
Archive, Museen und Theater sind öffentliche Orte lebendiger Aushandlungsprozesse von Gesellschaft. Wie können diese Institutionen und deren Selbstverständnis auf die demografischen, kulturellen und sozialen Veränderungen unserer Gegenwart reagieren? Wie könnte ein widerständiges Archiv funktionieren, dessen Erinnerungsräume ein wild wucherndes Denken jenseits hegemonialer Erzählungen und Ordnungslogiken freisetzen? Die Kunsthistorikerin und Kuratorin Luisa Ziaja beschäftigt sich in ihrer kuratorischen und diskursiven Arbeit mit dem Verhältnis von Kunst, Gesellschaft und Geschichtspolitik. Im vergangenen Jahr brachte sie gemeinsam mit Nora Sternfeld und Martina Griesser-Stermscheg das Buch „Sich mit Sammlungen anlegen“ heraus. Der Regisseur und Autor Milo Rau erforscht mittels symbolischer Prozesse und Reenactments, die er als „Live-Archive“ bezeichnet, die realpolitische Gegenwart. Beide verbindet die Frage, wie sich die Aufarbeitung von Vergangenem als etwas Gegenwärtiges denken lässt, um Zukunft zu gestalten.
Donnerstag 3.6.2021
In die Archive einzugehen heißt, als bedeutsam und zugehörig anerkannt zu werden. Was gelangt nicht ins Archiv? Wer entscheidet, was bedeutend für die Nachwelt ist? Und was sagt das über die bestehenden Wissensformationen und Machtverhältnisse aus? Ein kritischer Blick auf die Lücken und Leerstellen des Archivs legt Praktiken der Ausgrenzung, Marginalisierung und rassistischen Zuschreibung offen. Wie müssen sich die Produktion und der Austausch von Wissen verändern, welche Sammlungsstrategien sind nötig, um die Demokratisierung und Zugänglichkeit von Archiven sicherzustellen?
Freitag 4.3.2021
Subjektive Erinnerung und ihre mündliche Überlieferung sind geprägt von Affekten und Emotionen. Die Unzulänglichkeit von Erinnerung ist Schwäche und Kraft zugleich: Fakten gehen verloren, Fiktionen werden gewonnen. Erinnern heißt (re-)konstruieren. Was geschieht mit persönlichen und kollektiven Erinnerungen im Zeitalter der Digitalisierung? Welche Erinnerungen sind uns zugänglich, und an was wollen wir uns erinnern? Wie wird aus einzelnen Stimmen ein kollektives Gedächtnis?
Samstag 5.6.2021
Die vollständige Archivierung der Welt ist Utopie und Albtraum zugleich. Archivieren heißt auswählen. Was aber geschieht, wenn das Archiv Objekte aufnimmt, die die Mehrheit als Müll ansieht? Was sagt der Müll andererseits über unsere Gesellschaft aus? Werte werden infrage gestellt, kommen durcheinander, neue Werte entstehen.